Am Samstag, den 25.05.2019 war es endlich soweit. Es wurde Zeit für meinen ersten Ultramarathon und auch ersten Trailrun.
Ich hatte die Nacht zuvor eigentlich ganz gut geschlafen und diesmal auch den Luxus relativ lange schlafen zu können. Meine Startzeit belief sich auf 12 Uhr, da ich nur für die 50km Strecke und nicht für die vollen 80km angemeldet war. Mittlerweile ist mir klar, dass die 80km Strecke für mich zu dem Zeitpunkt nicht annähernd machbar gewesen wäre.
Ich habe mich um 7 Uhr aus dem Bett geschält und lauffertig gemacht. Alle Sachen wurden gepackt, ich habe mich für die Trailschuhe entschieden (Gott, war ich später dankbar dafür!), ausgiebig gefrühstückt und um 9 Uhr ging es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg zur Startlinie.
Der Start für die 50km Läufer befand sich nördlich des Holmenkollen, in Frognerseteren. Als ich aus der Bahn ausstieg ließ ich den herrlichen Ausblick auf mich wirken. Kaum zu glauben, dass ich nun wirklich hier war, nach all der langen und harten Vorbereitung. Mit ein paar wenigen anderen Läufern ging es gemütlich Richtung Veranstaltung.
Mittlerweile lerne ich kleinere Laufevents sehr wertzuschätzen. Früher fühlte ich mich wohl, wenn ich in der Masse verschwinden konnte. Heute mag ich die Einsamkeit beim Laufen und das familiäre Treiben am Start und auch während des Laufs. In der Zeit in der wir auf den Startschuss um 12 Uhr warteten, kamen gegen 10:30 Uhr die ersten 80km Läufer vorbei. Unfassbar. Scheinbar kaum angestrengt – nach bereits 30km und über 1000hm – sprinteten sie an uns vorbei.
Um 11:55 Uhr wurden wir dann schließlich an die Startlinie gebeten und ehe man sich versah waren wir auch schon auf dem Weg.
Die ersten 2km gingen auf einem Schotterweg bergab. Nicht zu sehr trampeln und kontrolliert laufen! Ich habe etwas Tempo raus genommen und versuchte mich nicht zu sehr von anderen mitreißen zu lassen. Kurz danach ging es auch schon recht steil bergauf und ich tat was alle anderen auch taten, ich fing an zu gehen. Ich hatte mir im Vorwege bereits vorgenommen bergauf niemals zu laufen, egal wie einfach es in dem Moment auch erscheinen mochte und dies war auch die absolut richtige Taktik. Nach den ersten Kilometern kamen wir am Holmenkollen vorbei, wo die riesige Sprungschanze aus der Landschaft ragte. Was für ein Anblick!
Und so gingen die ersten Kilometer ins Land. Ein paar wenige über Straße und Asphalt, der Rest auf breiteren Wald- oder Schotterwegen. An Bächen, Wäldern und Seen entlag, vorbei an Skipisten an denen sogar noch etwas Restschnee lag.
Meine Pace war gut, etwas langsamer als geplant aber nicht der Rede wert. Zwischendurch wurde dem ein oder anderen Läufer zugelächelt, ein Norweger bestand darauf einen Fistbump mit mir zu machen. Ich mochte den Kerl.
Gute 2 Stunden waren bisher vergangen, ich wurde langsam richtig warm und ich war bereit für die größte Steigung bei KM19. Hier gab es den ersten Versorgungsstand, welcher auch gleichzeitig der Start für die 31km Läufer war. Diese waren aber bereits gestartet und längst nicht mehr in Sicht. Also kurz ein Stück Orange und Birne gegessen, um einen anderen Geschmack im Mund zu bekommen und dann in gemäßigtem Tempo ab nach oben! Die Steigung ging über geschätzt 3km. Wir marschierten alle recht zügig, das Tempo fühlte sich gut an.
Ab und zu wurde ich, wie schon seit Beginn, von 80km Läufern überholt. Hier schien aber auch wirklich niemand erschöpft zu sein. Es ging immer weiter nach oben und mir ging es richtig gut. Schon gute 20km rum und noch keine Ermüdung zu spüren… geil! Das schaffe ich! Dat löppt! Was ich hier aber noch nicht wusste… der eigentliche Trailrun lag noch komplett vor mir. 20 unberechenbare, harte Kilometer für Geist und Körper.