Tag 166 – Warum ich laufe

Ab und an kommt es vor, dass mich Menschen in meiner Umgebung fragen, warum ich eigentlich laufe. Warum ich so viel Zeit investiere, andere Dinge deswegen vernachlässige und so einige Unannehmlichkeiten auf mich nehme, um bestimmte Trainings oder Wettkämpfe bestreiten zu können.


Man selbst kommt dann auch etwas ins Grübeln. Ja, warum mache ich das eigentlich?


Ich laufe nun seit 2010 bzw. habe ich 2010 damit begonnen mir die Fähigkeit zu laufen anzutrainieren. Ich habe früher immer mal wieder mit dem Laufen begonnen, aber schnell die Lust daran verloren, weil ich mich immer überfordert und auch falsche Vorstellungen vom Laufen hatte. Aber scheinbar war die initiale Lust dazu schon immer vorhanden. Soweit ich mich erinnern kann habe ich in 2010 den Entschluss es wieder einmal mit Laufen zu versuchen aus dem Grund gefasst, weil ich mal wieder sehr viel Stress auf Arbeit hatte und einfach nur raus wollte. Schon seit meiner Kindheit beruhigt es mich unheimlich draußen zu sein und einen gewissen Bewegungsdrang hatte ich ohnehin schon immer.


Dieses Mal hatte ich mir die Zeit genommen langsam korrektes Laufen (erst mit Knieschienen, dann nach und nach ohne) zu lernen und meinen Körper daran zu gewöhnen. So nahm dann alles seinen Lauf. Immer ein bisschen weiter, immer ein bisschen schneller. Und kaum man sich versah stand man bei diversen Marathons am Start. Verrückt eigentlich.


Wenn ich jetzt so daran denke was mir laufen alles gibt, ist es kein Wunder, dass ich mein Leben darauf mehr oder weniger auslege. Natürlich ist eine gewisse Sucht hier auch nicht abzusprechen, aber ich denke diese habe ich zumindest meistens im Griff.


Auch wenn ich das berühmte Runner’s High gar nicht so oft erlebe wie man vielleicht denken mag, sieht man mich auf jeden Fall viel öfter beim Laufen lächeln als mit angestrengtem Gesichtsausdruck. Ich kann fast jedem Wetter und jeder Jahreszeit etwas abgewinnen. Es entspannt mich ungemein bei absoluter Dunkelheit durch den Wald zu laufen und den Sternenhimmel betrachten zu können. Jeder Sonnenauf- und Sonnenuntergang ist einzigartig. Der Regen im Sommer verschafft Kühle, der Regen im Herbst und Winter hat etwas Meditatives. Ich möchte diese Erlebnisse, diese Gefühle einfach nicht mehr missen.


Aufgrund meiner Vergangenheit bin ich ein sehr unausgeglichener Mensch und zu laufen gibt mir die nötige Ruhe und auch das Ventil negative Gedanken und Emotionen loszuwerden. Gleichzeitig macht mich meine Vergangenheit aber auch zu einem guten Läufer, da ich lernen musste über einen langen Zeitraum schlimme Dinge zu ertragen. Körperlich wie geistig.


Auch wenn ich viele, viele andere Sportarten mag und diese auch gerne alle parallel ausüben würde habe ich gerade dieses Jahr gemerkt, dass Laufen die Sportart ist, die mir wirklich am Herzen liegt. Hieraus entstand auch der Entschluss den Ultra-Marathon in Angriff zu nehmen und andere Dinge in diesem Zuge entweder aufzugeben und drastisch zu reduzieren. Und bisher habe ich diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.

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